Wer sich an seine letzte Steuerprüfung erinnert, hat vielleicht eine Ahnung, worüber wir uns geärgert haben. Die Haltung der Prüfer war schon ganz schön respektlos.
Und was den Staatsvertretern nicht gebührt, sollte sich eine Führungskraft erst recht nicht anmaßen. Die Mitarbeiter sind schließlich nicht durch die Bank Betrüger und Scharlatane.
Die richtige Haltung von Führungskräften gegenüber ihren Mitarbeitern und den Zusammenhang dieser mit der Effizienz des ganzen Unternehmens diskutieren wir hier…
„Ihr Firmenwagen hat laut Fahrtenbuch angeblich 1,2 Liter weniger verbraucht, als vom Hersteller angegeben … wie erklären Sie sich das?“
Also mal ganz im Ernst: Die Attitüde, mit der Steuerprüfer zu Werke gehen, ist schon ganz schön anmaßend! Was kann Jochen dafür, dass er oft Langstrecke und wenig in der Stadt fährt und damit eben nicht den Standard-Mix trifft, den der Hersteller als Berechnungsgrundlage verwendet?
Aber immerhin haben wir aus der ganzen Steuerprüfungsgeschichte mal wieder eine Erkenntnis für unseren Führungs-Kanon mitgenommen.
Wer ehrlich ist, dem glaubt man nicht?
An und für sich war die Lohnsteueraußenprüfung keine so große Sache, denn unser Unternehmen ist ja quasi eine „Pommesbude“ – also, was die Anzahl der Mitarbeiter angeht. Denkste. Geärgert hat uns vor allem die bornierte Haltung des Prüfers, der uns von vorne herein unterstellte, dass wir an irgendeiner Stelle unehrlich dokumentiert haben.
Da war der untypische Verbrauch von Jochens Dienstwagen eben auch sofort Anlass für Misstrauen. Also wir finden, Prüfer dürfen ja gerne akribisch sein, aber sie müssen deshalb noch lange nicht respektlos und verbohrt sein. Denn nur, weil es schwarze Schafe gibt, ist ja nicht gleich die ganze Herde schwarz. Und ein Staat darf es sich einfach nicht leisten, seine Bürger pauschal unter Generalverdacht zu stellen.
Misstrauen ist teuer
Was auf Staatsebene nicht Recht ist, ist auf Unternehmensebene sogar äußerst schädlich, weil es unweigerlich zu Verlusten führt. Wer nämlich als Führungskraft seine Mitarbeiter unter der Prämisse prüft, dass sie sowieso nicht ehrlich sind, untergräbt ihre Moral. Wenn Sie gegenüber Ihren Mitarbeitern misstrauisch sind, können Sie also davon ausgehen, dass diese bald die Haltung annehmen: „Wenn der Chef mir nicht vertraut, vertraue ich ihm besser auch nicht.“
Ihr Misstrauen müssen Sie also letztlich teuer bezahlen. Denn wenn auf diese Weise die gegenseitige Vertrauensbasis erstmal zerstört ist, hilft neben der Kommunikation vor allem Kontrolle. Das ist jedoch mit einem hohen Aufwand verbunden. Ständig schauen, was die Mitarbeiter tun – wo bleibt da noch die Zeit für das Strategische? Das bindet nicht nur die Führungskraft unnötig, sondern schränkt den Entscheidungsspielraum der Mitarbeiter deutlich ein. Mit einem Wort: Kontrolle ist ineffizient.
Außerdem wirkt Kontrolle demotivierend – vor allem, wenn Sie nachträglich eingeführt wird. Wenn beispielsweise eine Stempeluhr angeschafft wird, nur weil ein Mitarbeiter die freie Arbeitszeitgestaltung missbraucht hat, werden sich die anderen Mitarbeiter gegängelt fühlen und im schlimmsten Fall trotzig reagieren, indem sie keine Minute mehr länger arbeiten, als vertraglich festgelegt ist.
Vertrauensvorschuss für die Mitarbeiter
Ein schwarzes Schaf macht noch keine schwarze Herde – eine misstrauische Führungskraft schon! Denn der Generalverdacht ist unfair und erniedrigend und als Grundhaltung einer Führungskraft unwürdig.
Gegenüber dem schwarzen Schaf muss es natürlich klare und sinnvolle Konsequenzen geben. Das versteht sich von selbst. Den Mitarbeitern gegenüber – das ist unsere Erfahrung – sollten die Unternehmensführung und die Führungskräfte, was das Vertrauen angeht, stets in Vorleistung gehen. Diese Vertrauensinvestition lohnt sich doppelt, denn so sind keine ausgiebigen Kontrollen notwendig und die Mitarbeiter geben es in der Regel durch hohe Motivation und Leistungsbereitschaft zurück.
Wann wurden Sie schon einmal pauschal verurteilt und mit schwarzen Schaden in einen Topf gesteckt?