Porsche Design hat einen, Bertone auch und eben auch Alessi …

… einen Flop pro Kollektion – mindestens. Und das gilt nicht nur für Designer, sondern für jedes Unternehmen. Warum Flops für jeden wertvoll sind und wie sie beim wachsen helfen, lesen Sie hier…

 

„Ich habe alle sechs Monate einen Flop“, sagt Alberto Alessi. Der Geschäftsführer des gleichnamigen italienischen Designunternehmens weiß aus Erfahrung, dass es utopisch ist, ausschließlich erfolgreiche Produkte auf den Markt zu bringen. Aber diese unausweichlichen Ladenhüter nutzt das Unternehmen, um aus ihnen zu lernen.

 

Misserfolge gehören zum Unternehmerdasein

Damit dies gelingen kann, zählt vor allem die richtige Einstellung des Unternehmers. Denn Flops sind keine Misserfolge, keine Beinbrüche, sondern lediglich gescheiterte Versuche. Wer daraus lernt, weiß hinterher, wie es nicht geht – ein wertvoller Erfahrungsschatz im Privaten wie im Business gleichermaßen. Klar ist aber auch: Es darf nicht zu viele Misserfolge geben, sonst wird es schwer für ein Unternehmen, sie zu verdauen und am Markt zu bestehen.

Auch wir haben in unserer Akademie entsprechende Erfahrungen gemacht. Wir wollten z.B. eine Art „Wirtschaftsführerschein“ anbieten. Einen Einsteigerabschluss sozusagen: Günstiger und weniger angesehen als die IHK-Abschlüsse. Doch es wurde ein völliger Reinfall, der Lehrgang wurde einfach nicht angenommen. Für uns war schnell klar, dass unsere Kunden den namhaften und anerkannten „real deal“ bevorzugen. Also haben wir die Lizenz wieder abbestellt und das Zertifikat nicht mehr angeboten. Die ganze Vorarbeit und unser Engagement für das neue Produkt waren jedoch nicht umsonst, denn wir haben unsere Kunden und den Markt besser kennengelernt.

 

Risiken der Entwicklung abwägen

Viele Unternehmer schreckt es jedoch ab, zu Scheitern und deshalb bringen sie Produkte oft gar nicht erst auf den Markt. Das Ausprobieren ist jedoch immens wichtig für die Weiterentwicklung. Irgendwann wird Ihr Unternehmen erfahrungsgemäß mit den vorhandenen Produkten eine Wachstumsspitze erreichen. Weiteres Wachstum können Sie dann nur noch durch die Erweiterung des Angebots erzielen. Da hilft es, wenn Sie schon Erfahrungen gemacht haben und neue Produkte vor der vollständigen Markteinführung getestet haben. So können Sie das Produkt optimieren oder auch entscheiden, dass das Risiko zu groß ist, es auf dem Markt zu bringen.

Als unsere Akademie noch kleiner war, konnten wir schneller auf den Markt reagieren. Wir haben Produkte angeboten, bevor sie voll entwickelt waren und sie dann im laufenden Betrieb fertig entwickelt. Heute ist die Akademie deutlich größer und komplexer. Entsprechend testen wir unsere Produkte ausgiebiger im Vorfeld. Das macht vor allem deshalb Sinn, weil sie durch die vielen parallelen Lehrgänge stärker multipliziert werden. Je mehr ein Produkt multipliziert wird, desto größer ist eben auch das Risiko für das Unternehmen.

 

Flops richtig planen

Alessi hatte beispielweise die Möglichkeit, das Unternehmen seines Großvaters zu übernehmen – eine Fabrikation von Espressokochern. Seine Kalkulation: Das ist ein Low-Tech-Produkt mit hohem Multiplikationsfaktor. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass ein chinesisches Unternehmen dasselbe Produkt mit höherer Multiplikation deutlich billiger anbieten wird und die Firma Alessi dann nicht mehr konkurrenzfähig ist. Die Entwicklung seitdem hat Alessis Weitblick bestätigt. Noch immer ist das Unternehmen eines der wichtigsten Designunternehmen und hat sich gegen den weltweiten Wettbewerb behauptet – mit neuen tollen Produkten und mit den Erfahrungen aus den Flops.

Dabei ist allerdings die Risikokalkulation überlebenswichtig für jedes Unternehmen. Denn nicht in jedem Geschäftsbereich können Sie sich Flops erlauben. Sonst könnte die Existenz Ihrer Firma gefährdet sein. Gehen Sie daher bewusst Risiken ein und überlegen Sie, wo Sie sich einen Fehltritt erlauben und vor allem wo Sie einen größtmöglichen Lerneffekt haben können. Eines ist ganz klar: An Misserfolgen werden Sie nicht vorbei kommen – und das ist auch gut so.

Planen Sie Flops besser von vornherein ein, bevor Sie eiskalt erwischt werden. Dann haben Sie auch Zeit, aus den Erfahrungen zu lernen, das Risiko zu steuern und Ihren Innovationsprozess zu steuern.

Welcher Flop hat Ihnen schon wertvolle Erfahrungen gebracht?