Haben Sie schon den neuesten Quatsch aus der Politik gehört?

Bei der Agrarmesse Grüne Woche in Berlin stellte Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt ganz stolz die Revolution der Zukunft vor: Das Siegel „Mehr Tierwohl“ soll Kunden beim Kauf von Fleisch aus besserer Tierhaltung unterstützen. Um das Label bekannt zu machen, will das Ministerium knappe 70 Millionen Euro bereitstellen. Und das Label bekannt zu machen, nicht für das Tierwohl.

Totaler Schwachsinn. Uns fallen hundert andere Bereiche ein, in denen das Geld besser angelegt wäre, als in Siegel, Zeichen und Zertifikate, die dem Kunden eine Sicherheit vorgaukeln, die es gar nicht gibt …

 

Sind Siegel sinnvoll?

Wir wollen damit gar nicht gegen Siegel wettern. Die sind sicherlich ein Zeichen dafür, dass ein Unternehmen was kann. Und auch wir machen immer wieder bei Wettbewerben mit und lassen uns zertifizieren – weil wir wissen, dass es für einen Teil unserer Kunden wichtig ist, dass wir solche Zertifikate haben.

Darum haben wir beispielsweise eine ISO-Zertifizierung, die uns selbst gar nicht so wichtig ist. Schließlich befasst sie sich damit, ob die Prozesse im Unternehmen rund laufen, aber nicht damit, ob die Prozesse überhaupt Sinn machen.

 

Siegel gleich automatisch Qualität?

Für uns selbst – also um eine wirkliche Einschätzung zu bekommen und uns verbessern zu können – machen wir deshalb auch noch die EFQM-Zertifizierung, um dauerhaft exzellente Erfolge zu erzielen. Die bringt unserem Unternehmen viel mehr, ist in ihrer Außenwirkung aber bei weitem nicht so populär.

Was wir also sagen wollen: Den wenigsten sind die Kriterien solcher Zertifizierungen bekannt. Und darum können sie auch nicht wissen, wie viel Qualität hinter einem Unternehmen steht, das ein bestimmtes Siegel trägt.

Wir können natürlich verstehen, warum sich Kunden gerne auf solche Qualitätssurrogate verlassen. Schließlich möchten sie bei dem riesigen Angebot am Markt einen Anhaltspunkt, für welches Produkt sie sich entscheiden sollen – eine Art Entscheidungshilfe eben. Nur geben sie die Verantwortung für die Qualitätsbeurteilung eben an einen Gutachter ab, dessen Maßstäbe und Kompetenzen sie nicht kennen.

 

Bitte kein blindes Vertrauen!

Es kann eben auch nach hinten losgehen, wenn sie sich nicht in der Tiefe mit Qualitäts-Siegeln befassen. Denn wenn Sie ihnen blind vertrauen, finden Sie vielleicht nicht das geeignetste Produkt oder den geeignetsten Anbieter. So kann ein Unternehmen beispielsweise ein Siegel tragen, dass ihm einwandfreien Kundenservice bestätigt, aber dennoch miserable Produkte verkaufen.

Oder wer weiß, vielleicht hat ein Anbieter kein einziges Zertifikat, dafür aber die perfekte Lösung für Sie …