Qualität und das in kürzester Zeit – immer gewünscht, selten bekommen. Das kann doch aber eigentlich nicht so schwer sein …

Wir waren vielleicht überrascht, als wir letztes Jahr in Argentinien miterlebt haben, wie eine Straße innerhalb von wenigen Tagen aufgerissen, umgebaut und fertiggestellt wurde. Ruckzuck war da eine neue Fahrbahn.

Ganz ehrlich: Dass das so schnell geht, damit haben wir sicher nicht gerechnet. Denn Entschuldigung, wie lange dauert so etwas in Deutschland? Auf jeden Fall länger, als in Argentinien. Also, wir waren ehrlich beeindruckt.

Doch wie gut kann die Qualität bei solch einer Schnelligkeit sein?

 

Kein Ausbremsen des Echtzeitprinzips

Leider nicht sehr gut. Als wir dieses Jahr nämlich wieder dort waren, hat uns fast der Schlag getroffen. Nichts war mehr von der ehemaligen glatten, ja nahezu perfekten Straße übrig. Vor uns lag ein ausgerollter Schweizer Käse – eine Fahrbahn mit Löchern übersät und kaputten Autos am Straßenrand. Qualität – weit und breit nicht zu sehen. Beeindruckend war dort ganz sicher nichts mehr.

Dabei sind wir ja eigentlich absolute Fans des Schnellarbeitens, aber das funktioniert natürlich nur, wenn auch die Qualität stimmt. In Argentinien war das schon mal nicht der Fall.

 

Perfektionismus? Nein danke!

Wir Deutschen neigen allerdings auch dazu, einen zu hohen Qualitätsanspruch zu haben. Wir wollen an alle Produkte und Dienstleistungen noch ein extra Schleifchen hängen. Das ist allerdings absolut unnütz, wertgeschätzt wird das nämlich eh nicht. Es ist einfach nur vergeudete Zeit und bremst das Echtzeitprinzip. Denn wer vor sich hin tüftelt, bis alles perfekt ist, braucht viel zu lange.

Es braucht also gar keinen Perfektionismus, das Pareto-Prinzip ist absolut ausreichend. Denn die bekannte 80-20-Regel lässt sich auch auf das Verhältnis von Zeitaufwand zu erreichter Qualität bei der Umsetzung an Ideen anwenden. 80 Prozent Qualität reichen meist aus, die restlichen 20 Prozent sind es nicht wert. Und kleine Mängel können Sie auch später noch ausbessern.

 

Wirkliche Qualität Doch was ist eigentlich Qualität?

Eines müssen wir gleich von vorneweg klarstellen: Qualität lässt sich nicht anhand eines Siegels feststellen. Auch wenn das viele Menschen gerne glauben.

Die Mauthäuschen auf der Pan Amerika, die Autobahn Argentiniens zum Beispiel, sind alle ISO-zertifiziert. Ganz egal, wie gut die aussahen. ISO prüft nämlich nicht, wie gut oder schlecht ein Prozess ist, sondern nur, ob er funktioniert. Die Anforderungen sind eindeutig nicht sehr hoch. Für uns ganz klar zu wenig und schon gar kein Indiz für Qualität. Deswegen vertrauen Sie nicht einfach blind auf irgendwelche Siegel, schon gar nicht, wenn Sie die Bedeutung nicht kennen.

Denn wirkliche Qualität zu ermitteln, ist eigentlich ganz einfach: Was Sie als Kunde an einem Produkt qualitativ gut finden und bereit sind dafür Geld zu zahlen, ist echte Qualität.

Im Gegensatz ist dann alles, was nur noch dem Entwickler dient, um anderes Fachpersonal zu beeindrucken, absoluter Schwachsinn. Das ist vielleicht ganz schmeichelnd fürs Ego, aber nicht für das Produkt selbst.

 

Schrott ist auch keine Lösung

Natürlich heißt das jetzt nicht, dass Sie als Hersteller eines Produkts irgendwelchen Schrott herausbringen sollen. Sonst vergraulen Sie Ihre Kunden und schädigen Ihren Ruf. Klar, Mindeststandards müssen eingehalten werden. Aber solange Sie das tun, verzeihen Ihre Kunden Ihnen auch kleinere Mängel. Vorausgesetzt, Sie bessern die Mängel rasch aus. Mit anderen Worten: Sie tragen Ihre externe Qualitätsprüfung nicht auf Kosten der Kunden aus. Wie gesagt: 80 Prozent reichen vollkommen.

Also sparen Sie sich im neuen Jahr jedes Schleifchen extra. Das braucht es nämlich nicht – es geht schließlich um das, was unter der Verpackung steckt. So ist das bei Produkten oder eben bei einer Straße in Argentinien.