Wenn Schüler im einen Bundesland leichter gute Abiturnoten bekommen als im anderen Bundesland, dann heißt das im Umkehrschluss: Der eine Einserschüler kann mehr als der andere Einserschüler.

Was heißt das für die Bewerberauswahl in Ihrem Unternehmen? Und was bedeutet das für die Gerechtigkeit beim Numerus Clausus für einen Studiengang?

Nichts Gutes!

Was wir darum dringend von der deutschen Bildungspolitik fordern, schildern wir hier…

 

Das Abitur in Thüringen fällt auch 2016 wieder besser aus als im Bundesdurchschnitt. Sind die Schüler dort also durchweg schlauer? Ist der Unterricht in Thüringen besser? Leider nein. Die Antwort ist ernüchternd: Eine gute Abiturnote ist in Thüringen schlichtweg leichter zu bekommen, weil die Anforderungen niedriger sind. Die Noten sind in Deutschland einfach nicht überall gleich viel wert. Und das hat einen leicht nachvollziehbaren Grund.

 

 

Abitur-Süppchen nach Art des Bundeslandes

Und der lautet: Bildung ist in Deutschland Ländersache . Die Prüfungsanforderungen beim Abitur legt jedes Land selbst fest, weshalb die Noten eben keinen einheitlichen oder vergleichbaren Wissensstand der Schüler spiegeln. Die Thüringer scheinen es ziemlich locker damit zu nehmen, was ein Abiturient können muss, und liefern regelmäßig die besten Durchschnittsnoten. Aber auch insgesamt ist der Notenspiegel im Abitur in allen Bundesländern in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen.

 

Und das nicht, weil wir früher einfach viel dümmer waren. Simone weiß: Das ist keineswegs der Fall. Denn laut ihrer Erfahrung kommen heutzutage keine klügeren oder besser ausgebildeten Menschen in den Unternehmen an. Im Gegenteil: Sie stellt immer wieder fest, wie schlecht es um die Rechenfertigkeit und die Ausdrucksfähigkeit der Abiturienten bestellt ist. Simone bezeichnet das Niveau mittlerweile als alarmierend.

 

 

Schpecktaquläre Ehrgepnisse!

Woran es liegt, dass die Schüler immer schlechter auf den Arbeitsmarkt vorbereitet sind, hat diverse Gründe. Einem davon begegnete Jochen neulich in einem Workshop mit Abiturienten, die an einem Modellversuch zur Privatschrift  teilgenommen hatten. Dass Ehrgepniss wahr schpecktaqulär: Im Schnitt schafften es die Schüler mit Abitur, selbst in kurzen Wörtern drei Fehler unterzubringen. Das also kommt dabei raus, wenn Schüler statt Rechtschreibung Privatschrift anwenden und so schreiben, wie es ihnen gerade in den Sinn kommt.

 

Aus unserer Sicht kann es nicht sein, dass jedes Bundesland mit seinen Schülern macht, was es will. Einerseits soll eine europaweite Angleichung des Bildungssystems stattfinden – Stichwort Bachelorisierung – und andererseits kriegt Deutschland selbst kein einheitliches Bildungssystem hin. Wir sehen es als eine Grundaufgabe des Staats, gleiche Bildungsvoraussetzungen für alle Kinder zu schaffen. Anders kann Chancengleichheit nicht funktionieren.

 

 

Mit möglichst viel Druck zu möglichst schlechten Leistungen

Und auch beim Abitur müssen die Noten in allen Bundesländern den gleichen Kenntnisstand widerspiegeln. Denn wenn beispielsweise die Thüringer den Numerus Clausus als Voraussetzung für einen Studiengang ganz lässig erreichen, fallen sie am langen Ende auf die Nase, weil ihnen Wissen und Skills fehlen. Die Folge sind hohe Abbrecherquoten bei den Studenten. Und natürlich nehmen sie den besseren Schulabgängern, die in anderen Bundesländern aber schlechtere Noten bekommen haben, die Studienplätze weg.

 

Anstatt nun diese offensichtliche Fehlsteuerung zu korrigieren, die unserer Meinung nach durch den Föderalismus im Bildungssystem entsteht, gibt es nun auch noch das G8-Modell fürs Abitur. Wir befürchten, damit geraten Kinder stark unter Druck und sie verlieren zu viel Freizeit. Kinder haben ein Recht auf Kindheit und die sehen wir durch diese neuen Rahmenbedingungen gefährdet.

 

Wir sind ganz klar der Meinung: Lehrer sollten gute Leistungen fordern und Noten nicht einfach verschenken. Denn zum Erwachsenwerden gehört es unbedingt dazu, mit Anforderungen umzugehen und Leistung zu erbringen. Nur: Gebt den Schülern auch die notwendige Zeit dazu, das zu lernen!

 

Haben Sie sich eigentlich von der Schule gut auf die Arbeitswelt vorbereitet gefühlt? Wir freuen uns auf Ihre Kommentare!