Wenn es bei bestimmten Problemen nur einen im Unternehmen gibt, der wirklich bescheid weiß, dann ist das hoch gefährlich. Ein Experte ist nämlich immer dann eine schlimme Sache, wenn er nicht verfügbar ist: Nichts ist so doof wie eine Organisation, deren bester Fachexperte gerade krankgeschrieben ist. Da hilft dann auch Google nicht …

Aber das muss ja nicht sein. Wir haben zwei Vorschläge, um Ihr Unternehmen unabhängig von einzelnen Wissensinseln zu machen. Und zwar hier…

Wenn Sie sich nicht so ganz auf dem Damm fühlen: Was machen Sie zuerst? Gehen Sie zum Arzt oder ins Internet? – Die meisten Leute googeln erstmal die Symptome.

 

Das ist ja auch verständlich. Aber es birgt eine Gefahr: Wenn Sie bei Ihrer Privatdiagnose auf irgendein furchteinflößendes exotisches Syndrom stoßen oder andersherum ein tatsächlich ernsthaftes Symptom unterschätzen, können eingebildete Krankheiten oder handfest gesundheitsschädliche Verhaltensweisen die Folge sein. Im Klartext: Googeln kann manchmal mehr schaden als nutzen.

 

In Unternehmen ist das übrigens nicht anders. Auch hier greift zuweilen der Morbus Google um sich. Und so viel können wir Ihnen sagen: Er kann gefährlich sein!

 

Die Herrschaft der Fachidioten

 

Wir haben da durchaus tiefer gehende Einblicke, denn unser Geschäft ist ja die Wissensvermittlung. Da ist immer die Frage: Wie kommt das Wissen ins Unternehmen hinein, wie bleibt es da und wie kommt es zur Wirkung?

 

Gefährlich wird es immer dann, wenn in kleineren Betrieben der Unternehmer 90 Prozent des relevanten Wissens im Kopf hat, es aber nirgendwo sonst dokumentiert und zugänglich macht. Oder auch, wenn in größeren Unternehmen einzelne Mitarbeiter zu offiziellen oder informellen Experten für ein bestimmtes Thema werden.

 

Die Folge ist dann nämlich: So schlau der einzelne Experte ist, so dumm bleibt die Organisation. Wenn das Wissen gefragt ist, kommt an dem Experten keiner vorbei, er ist der Einzige, der weiterweiß. Aber was macht die Organisation, wenn der Experte mal ausfällt, keine Zeit hat oder gar kündigt?

 

Richtig, dann heißt es: „Googeln wir es halt!“ – mit der Folge, dass Pseudowissen und Fehleinschätzungen zu schlechten Ergebnissen führen – wenn die Kollegen überhaupt herausfinden, wonach sie googeln sollten.

 

Bitte verstehen Sie uns nicht falsch: Wir wollen hier kein Plädoyer gegen Fachleute halten, aber wir halten es für fatal, wenn sich jeder nur in einzelnen Bereichen auskennt und für die anderen Bereiche abhängig von anderen „Fachidioten“ ist.

 

Präventiv gegen Morbus Google

 

Wir sind davon überzeugt, dass es in allen Unternehmen zwei Dinge braucht, die vorbeugend gegen die Verdummung der Organisation wirken: Erstens standardisiert niedergeschriebenes Wissen, das allen zugänglich ist. Zweitens Experten, die ihr Wissen persönlich laufend an andere weitergeben.

 

Für die erste Maßnahme empfehlen wir beispielsweise ein vernünftiges Organisationshandbuch, in dem alle Handlungen und Kernkompetenzen des Unternehmens beschrieben sind. Die ISO-Zertifizierung, die wir gerade in unserem eigenen Unternehmen erneuert haben, war für uns auch ein guter Anfang, denn sie ist hoch standardisiert. Firmeninterne Wikis sind aufwendiger und darum teuer. Dafür muss das Unternehmen schon eine gewisse Größe haben.

 

Für die zweite Maßnahme hat sich bei uns das Patensystem bewährt: Dabei bekommt jeder neue Mitarbeiter oder ein Mitarbeiter, der sich in ein neues Thema einarbeiten soll, einen Paten an die Seite gestellt: einen alten Hasen, der das relevante Wissen strukturiert weitergibt. Der Vorteil dabei ist, dass nicht nur blankes Wissen, sondern auch die persönliche Erfahrung des Paten vermittelt wird. Und die können Sie nun mal gar nicht niederschreiben.

 

Über allem steht außerdem, dass wir als Unternehmer für unsere Mitarbeiter ansprechbar bleiben müssen, auch wenn das manchmal gar nicht so einfach ist. Den Kommentar „googeln Sie es doch“ gibt es bei uns jedenfalls nicht!