Warum ist Facebook absolut erfolgreich, während studiVZ und seinesgleichen komplett in der Versenkung verschwunden sind? Und ob Burger King wohl Erfolg hat, wenn die Kette jetzt erst die Zusammenarbeit mit Lieferheld.de beginnt?

Alles eine Frage des Timings: Was es bei der Einführung eines neuen Produkts zu beachten gilt, lesen Sie im aktuellen Blogbeitrag „Timing For Dummies“:

Schwangerschaft, Marathonlauf, Zaubertricks, Sex – die Sachbuchserie „Für Dummies“ des US-Fachverlags Wiley in der typischen schwarz-gelben Aufmachung hält für so ziemlich jeden das passende Thema bereit. Es gibt bereits über 2000 Dummy-Titel, das Geschäft brummt.

Als Peter Wiley 1984 die Führung des Unternehmens von seinem Vater übernahm, waren die Zeiten allerdings nicht so rosig. Das damalige Kerngeschäft mit Büchern für Studium und Forschung brach immer mehr ein. Wiley glaubte, die Lösung zu kennen: Die neuen Geschäftsideen sollten in den 80er Jahren „digital“ sein. Doch die LP-Videoscheiben für interaktives Lernen wurden von den Kunden nicht angenommen. Wiley hätte das Familienunternehmen mit seiner Vision fast in den Ruin getrieben.

Trotzdem finden wir Peter Wileys Geschichte beeindruckend. Er hatte eine sehr gute Idee – war der Zeit damit in den 80ern wohl aber einfach noch zu weit voraus. Damit ist der Verlag allerdings ein seltenes Beispiel. Meist ist es doch andersherum: Unternehmen sind nicht zu früh dran, sondern zu spät. Daran scheitern die besten und ausgeklügelsten Ideen.

Ein Beispiel ist die Online-Community studiVZ. Das Freundschaftsnetzwerk für Studenten wurde im November 2005 gegründet – und damit ein gutes Jahr nach dem heute marktbeherrschenden Facebook. Während letzteres an der Börse jetzt mit mehreren Milliarden dotiert ist, verschwand studiVZ relativ schnell in der Bedeutungslosigkeit. Dabei scheiterte das Vorhaben nicht, weil es an einer guten Idee gefehlt hätte. Sondern die Idee konnte nicht rechtzeitig verwirklicht werden. StudiVZ kam zu spät am Markt an und die potenziellen Kunden waren schon versorgt.

Aus der Erfahrung gescheiterter Netzwerks können Sie lernen. Wenn Sie ein Unternehmen gründen oder ein neues Projekt launchen möchten, kommt es nicht nur auf die Qualität oder das Innovationspotenzial Ihrer Idee an, sondern vor allem auch auf das Timing. Bringen Sie Ihr neues Produkt schnell auf den Markt!

Warum diese einfache Formel so oft misslingt? Die zwei größten Hürden in Unternehmen sind fast immer: Bürokratie und Perfektion.

Wenn einer Ihrer Mitarbeiter eine gute Idee hat, reicht er seinen Vorschlag ein – schriftlich ausformuliert und damit maximal zeitfressend natürlich. Dann passiert erstmal lange nichts. Der Zettel landet im Fach „Vorschläge“ auf Ihrem Schreibtisch. Es verstreichen zwei Wochen, bis Sie die Zeit finden, ihn zu lesen. Sie reichen ihn an Ihren Vorgesetzten weiter, der wiederum Wochen später antwortet: „Gute Idee, arbeiten Sie das doch bitte aus.“ Ihr Mitarbeiter hat bis dahin völlig andere Dinge im Kopf und ist zu beschäftigt, um sich erneut mit einer alten Idee auseinanderzusetzen. Er wird sie vor sich herschieben, bis die Idee schließlich vergessen unter den Tisch fällt. Denn hierarchische Entscheidungsstrukturen bremsen die Umsetzung von Ideen aus – oder blockieren sie ganz.

Ähnlich todbringend wirkt sich der Wunsch nach Perfektion aus. Die alte Weisheit „Gut Ding will Weile haben“ klingt in unseren Ohren eher nach einer Warnung als nach einer Aufmunterung. Während Sie immer noch an den letzten Details feilen, die allerletzten Fehler Ihrer Entwicklung ausmerzen, den x-ten Härtetest für jede denkbare ungünstige Konstellation durchführen, bringt Ihr Konkurrent schon ein ähnliches Produkt heraus – das vielleicht noch nicht einmal völlig ausgereift ist. Aber die Marktnische ist damit besetzt.

Wenn Sie ein neues Produkt einführen möchten, muss also noch nicht alles hundertprozentig perfekt sitzen. Eine Beta-Version reicht am Anfang völlig aus. Hauptsache, Sie sind schnell und bringen Ihre Idee auf den Markt – bevor Ihre Wettbewerber es tun.

P.S.: Ein interessanter, ganz aktueller Fall ist übrigens die Fast-Food-Kette Burger King. Sie arbeitet nun auch mit der Onlinebestellplattform Lieferheld zusammen, so dass Burger und Pommes jetzt direkt nach Hause bestellt werden können. Ob das Timing passt, wo doch jeder Döner- und Asia-Imbiss das gleiche Konzept schon seit Jahren anbietet, wird sich bald zeigen.