„Die nächste Straße rechts runter, dann links in die kleine Gasse und da der Chinaladen in dem roten Haus.“

So hatte es uns der Argentinier beschrieben, den wir nach der nächsten Wechselstube gefragt hatten. Nun stehen wir verloren in den verwinkelten Gassen von San Telmo, der Altstadt von Buenos Aires – und finden keinen Chinaladen weit und breit.

So schwierig hatten wir uns die Suche nach einer Wechselstube nicht vorgestellt. Dazu müssen Sie allerdings wissen, dass es in Argentinien legale und illegale Wechselstuben gab. Die illegalen hatten deutlich höhere Kurse, aber sie lagen versteckt und waren nicht leicht zu finden.

Überrascht waren wir allerdings, als wir entdeckten, dass die illegalen Wechselkurse auch in den Newstickern im Fernsehen gezeigt wurden. Nicht nur, dass dem Staat durch den illegalen Geldhandel sowieso schon wichtige Einnahmen verloren gehen – diese geduldete Konkurrenz wurde so ja fast schon offiziell legalisiert.

Das war jedoch nicht die einzige Auswirkung von Argentiniens maroder Wirtschaft, die wir direkt erleben konnten. Ebenso überrascht waren wir, als wir erfuhren, wie teuer Importgüter sind: Nespressokapseln zum Beispiel sind nur in einer Mall in Buenos Aires zu bekommen und kosten 10 Euro pro Packung. Das importierte Warenangebot wird so zum exklusiven Luxusgut und bleibt für das Gros der Bevölkerung unerreichbar.

Die illegalen Kurse und Wechselstuben gehören seit Kurzem jedoch der Vergangenheit an und – so hoffen wir – bald auch der gesamte Schwächezustand der Argentinischen Wirtschaft. Die neue (konservative) Regierung hat sie abgeschafft und ist redlich bemüht, die Märkte des Landes zu öffnen und einen freieren Handel zu ermöglichen. So wurden beispielsweise die Exportsteuern aufgehoben.

Die Inflationsrate hat durch die Maßnahmen der neuen Regierung jedoch leider noch angezogen. Sie liegt bei über 30%. In nur fünf Wochen zwischen unseren Aufenthalten im November und Dezember haben wir erlebt, wie die Preise für Lebensmittel merklich anzogen – ein notwendiges Übel auf dem Weg zu einer langfristig stabilen Wirtschaft. Ähnlich wie in Griechenland müssen die Märkte liberalisiert werden, damit die Wettbewerbsfähigkeit längerfristig steigt und ausländische Investoren ins Land kommen. Aber noch leidet die Bevölkerung, denn die angefachte Inflation verschärft die Situation vor allem für die große Armutsschicht in Argentinien noch weiter.

Nun ist Durchhalten angesagt. Und wir wünschen diesem bezaubernden Land, dass es die Durststrecke überwinden und die Korruption weiter eindämmen kann. Wir sind überzeugt: Mit den richtigen Schritten und einem langen Atem wird sich der wirtschaftliche Aufschwung langfristig einstellen.